Samstag, 11. Mai 2013

Shoutout #002 - Spieleinflation

Hast du schon das neue Assassins Creed XI gezockt? Wie sieht es mit Mass Effect 29 aus, der fünfunddreißigste DLC ist doch super, oder nicht?


Auf solche Fragen einiger Freunde und Bekannter kann ich in den meisten Fällen nur mit einem verlegenen Schulterzucken à la "was will der Typ eigentlich von mir" antworten.
Nicht, dass ich damit etwa eine unberechtigte Existenz dieser Spiele zum Ausdruck bringen möchte, vielmehr gilt das der massiven, beinahe inflationären Flut, welcher einige Franchises heutzutage unterlegen sind.
Die oben Genannten bieten da schon ein wunderbares Paradebeispiel, wobei hier eindeutig ein Assassins Creed vorrangig zu erwähnen ist.

Wenn man bedenkt, dass Ubisoft unter diesem Namen seit 2009 (den 2007 erschienenen Erstling hier aussen vor gelassen) im kontinuierlichen Ein-Jahres-Rythmus, Widersacher auf stilvolle Weise meucheln lässt und mittlerweile der sage und schreibe sechste Teil mit dem Titel "Assassins Creed IV: Black Flag" in den Startlöchern steht, könnte man meinen, der Entwickler nutze schamlos den zweifelos gegenwärtigen Erfolg aus, um den Umsatz ohne Rücksicht auf Verluste zu vervielfältigen. Frei dem Motto "die Reichen werden reicher" wird hier eine franchiseinterne Inflation an Spielen erzeugt.
Nicht, dass das keine kluge Marktstrategie wäre, im Gegenteil.
Doch habe ich mein Problem damit, sobald Umsatz über Leidenschaft regiert.
Denn dann fangen Spiele meist an gewöhnlich und fad zu werden. Vergleichen lässt sich das mit der guten alten Pizza. Jeder, der zum allerersten Mal eine eigene Bleibe sein eigen schimpft, kennt das Problem. Zuhause bei Mutti zwar noch selten - Hausmannskost geht eben vor- doch immer allseits beliebt und köstlich, wandelt sich unser heilig Teich im Nu zum Dauerbrenner unseres heimatlichen Küchentischs, sodass wir uns irgendwann einfach satt gegessen haben. Wie sehr wünschen wir uns jetzt Muttis Rotkohl mit Klößen.
Assassins Creed ist in diesem Fall ein zähes altes Stück Pizza von neulich Abend.

Wenn man an dieser Stelle Titel und Einleitung dieses Artikels nun wieder ausser Acht lässt, könnte man behaupten ich möchte hier meinen Unmut gegenüber diversen Spielefranchises loswerden, und rattere daher alle Negativpunkte mit Hilfe eines Fallbeispiels ab.
Jedoch geht es in diesem Artikel nicht darum, den Qualitätsverfall von Spielen unter Verwendung von gewissen Marktstrategien zu beurteilen.
Um meine Abneigungen erläutern zu können, müssen wir nämlich zur Quelle des Problems vordringen.
Ich sitze Privat zurzeit vor einem Haufen (und verdammt, das ist ein riesiger Haufen!) Spiele, die nur darauf warten gezockt zu werden.
Grund dafür ist, dass ich alle Jahre wieder eine Liste mit den Namen versäumter Spiele aus jüngster Zeit anfertige um diesen dann auch die Aufmerksamkeit zu schenken, die sie - vermutlich - verdient haben.
Unter anderem befinden sich aktuell auf dieser Liste auch besagte Mass Effect (noch) Trilogie und die Assassins Creed-Reihe.
Meine Schwierigkeit ist neben des daraus resultierenden knappen Geldbeutels jedoch noch eine ganz andere.
Liebe Entwickler, liebe Publisher, wie zur Hölle, zur Dreifaltigkeit und in Gottes Namen soll ich das denn alles schaffen?
Es ist ja nichtmal so, dass ich diese Spiele zu ihrer Zeit mit Absicht versäumt hätte. Natürlich nicht.
Aber es gibt ja schließlich hunderte von guten Spielen, wie auch zum Releasezeitpunkt dieser Spiele. Und die habe ich in dieser Zeit einfach als wichtiger empfunden.
Nun also einfach mal zwei Spiele mit fünf und fast drei Nachfolgern - man bedenke es handelt sich um ein Rollenspielepos - wiederholen?
Auf der einen Seite könnte man jetzt behaupten, dass das mein persönliches Pech wäre und ich mir selbst einfach mehr Zeit einplanen muss.
Die Betonung liegt hierbei eindeutig auf "könnte", da ich zumindest in meinem engeren Freundeskreis - von denen die meisten Studieren oder anders Berufstätig sind - nicht der einzige Mensch mit solchen Problemen bin.

Selbstverständlich muss man aber jedoch so fair bleiben uns sagen, dass ein Assassins Creed, nicht mit einem Mass Effect gleichzusetzen ist.
Zuerst lässt sich zwischen Genre differenzieren.
Assassins Creed hat natürlich nicht im Geringsten den Umfang und die Ausmaße eines Mass Effects. Aber gerade dieser Aspekt sollte doch normalerweise im totalen Widerspruch zur Inflation stehen.
Ich nehme an dieser Stelle mal die von mir geschätzte The Elder Scrolls-Reihe als Beispiel dafür, wie es - zumindest für ein RPG - richtig laufen sollte.
2012 feierte mit Skyrim der fünfte Teil der beliebten Rollenspiele seinen Einzug in die Regale vieler Zocker weltweit - seit 1994. Vollkommen legitim nach 18 Jahren. Ich erwähne hier Mass Effect, ein Rollenspielepos mit einem wirklich enormen Umfang, von welchem sich ein vierter Teil bereits in der Mache befindet.
Spätestens jetzt müsste den meisten von euch ein Licht aufgehen.
Meiner Meinung nach eine wage Zumutung.
Ich hoffe, dass ihr mein Problem jetzt ein wenig nachvollziehen könnt.
Ich habe keine Lust, mich von Teil zu Teil zu hetzen und mir ein Ende herbei zu wünschen, weil ich keine Zeit mehr habe.
So ist es ursprünglich auch nicht vorgesehen. Denn Spiele sind dafür da, um den Konsumenten zu entspannen, um den Alltag ausklingen zu lassen und nicht dafür, den Spielenden wie eine wilde Sau durchs Dorf zu treiben.
Nun könnte ich an dieser Stelle mindestens noch sechs weitere Spiele-Reihen nennen die sich ganz ähnlich Verhalten.
Neben einem Call of Duty wäre hier auch ein Need for Speed nicht ausser Acht zu lassen.
Das sind jedoch Spiele, die dafür konzipiert wurde, beinahe jährlich im Laden zu stehen.
Solche Spiele haben meist eine sehr geringe Dauer und einen winzigen Singleplayer umfang, sodass eine so kurze Releaseabfolge gerechtfertigt ist.

Ein paar Abschließende Worte habe ich auch noch. Bitte liebe Entwickler, gedenkt eurem geliebten ehemaligem Hobby.
Lasst den kommerziellen Erfolg eines Games nicht über die Leidenschaft herrschen. Erinnert euch an eure Jugend, an das was das Spielen für euch ausgemacht hat.
Niemand auf der Welt hat Lust, sich von Spiel zu Spiel zu hetzen, nur damit man mitreden kann und man es "irgendwie auch mal gezockt hat". Spiele wollen aus eigener heraus Intention gespielt werden. Und genau das sollte man uns Gamern wieder gestatten. Nieder mit der Infaltion!


- Timo

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